Aus der Geschichte von Weißrussland - Немного из истории
Das Gebiet des heutigen Weißrussland war seit der Steinzeit besiedelt. In der zweiten Hälfte des ersten Jahrtausends formierten sich ostslawische Stämme heraus. Sie besiedelten von ihrer Urheimat aus das Gebiet der späteren Rus’ und drangen in baltisches Siedlungsgebiet vor, wo sie in engen Kontakt mit den Balten traten. Auf dem Territorium Weißrusslands lebten die Dregowitschen, Radimitschen, Kriwitschen und der nördliche Zweig der Drewljan.
An der Wende vom 8. zum 9. Jahrhundert formierte sich ein ostslawisches Staatengebilde, die so genannte Kiewer Rus’. Sie vereinte alle ostslawischen Gebiete und zählte seit dem 10. Jahrhundert auch die Gebiete des heutigen Weißrusslands zu ihrem Einflussgebiet. Die westrussischen Fürstentümer wurden dagegen durch Söhne des Kiewer Fürsten verwaltet. Über Kiew kam auch das Christentum nach Weißrussland. Im 12. Jahrhundert begann der altrussische Staat in einzelne selbständige Fürstentümer zu zerfallen. Es entstanden Klein-Fürstentümer, die sich vom Kiewer Reich trennten.
Pinsk fiel an das Fürstentum Groß-Nowgorod, Brest an Wladimir-Wolhynien. Es entstand das Fürstentum Polotsk mit den Gebieten um Polotsk, Minsk und Witebsk. Mit Beginn des 13. Jahrhunderts begannen litauische Großfürsten, ihre Herrschaft auf Weißrussland auszudehnen.
Die rechtlichen, sozialen und kulturellen Strukturen Weißrussland erfuhren durch den Übergang in den litauischen Herrschaftsbereich keine radikalen Veränderungen; sie strahlten vielmehr ihrerseits auf Litauen aus, das zeitweise sogar die weißrussische Schriftsprache als allgemeine Kanzleisprache übernahm. 1385 schloss der litauische Großfürst Jageillo zum Schutz gegen den Deutschen Orden in der Union vor Krewo ein Bündnis mit Polen. Er ließ sich taufen und erhielt die polnische Königskrone, nachdem er die polnische Thronerbin Jadwiga geheiratet hatte. In der Union von Lublin 1569 kam es zur Vereinigung von Polen und Litauen zu einem einheitlichen Staat, der Rzeczpospolita Polska. Die polnisch-litauisch-weißrussische Union wurde zum größten Staatengebilde in Europa der frühen Neuzeit. Es reichte von der Ostsee bis zum Schwarzen Meer. Es schloss neben Polen, Litauen und dem Gebiet des heutigen Weißrusslands auch große Teile der Ukraine und mehrere russische Gebiete ein.
Im 14. – 16. Jahrhundert kam es zu einem bedeutenden Wachstum der Städte. Die größten Städte waren Polotsk, Witebsk, Slutsk, Minsk, Grodno und Nowgrudok, die die wichtigsten Handelszentren bildeten. Die Städte versuchten, ein System der Selbstverwaltung und Gerichtsbarkeit nach dem Vorbild Magdeburgs zu schaffen. Nach dem Magdeburger Recht waren die Bürger unabhängig von der Macht fürstlicher oder königlicher Verwalter. Die Städte wurden von gewählten Raten geleitet. An der Spitze des Rates standen jeweils zwei Bürgermeister. Der Rat und die Bürgermeister bildeten den Magistrat. Dieser repräsentierte die Gerichtsbarkeit, wachte über den Handel sowie die Einhaltung der Maße und Gewichte und erhob Steuern. Eine dem Magdeburger Stadtrecht entlehnte Stadtverwaltung erhielten die bedeutendsten Städte Weißrusslands: Brest (1390), Slutsk (1441), Polotsk (1498) und Minsk (1499).
Mit Beginn des 16. Jahrhunderts wurde Weißrussland zum Streitobjekt zwischen Russland und Polen-Litauen. Das änderte sich allmählich durch die polnischen Teilungen (1772, 1793, 1795), in deren Folge Weißrussland an Russland angegliedert wurde.
Kompliziert war der Weg des weißrussischen Volkes, bis es seinen Staat erhielt und seinen jahrhundertealten Traum verwirklichen konnte. Im Laufe von Jahrhunderten verteidigte dieses Volk standhaft und oft in erbitterten Kämpfen seine Unabhängigkeit, Sprache, Kultur und nationale Lebensweise.
Grabhügel, Burgen, Ruinen sind stumme Zeugen der schweren Geschichte des Volkes. Im weißrussischen Boden liegen die tatarischen, schwedischen und französischen Invasoren und die mutigen Weißrussen, die in diesem Land den Tod zusammen fanden. Und neben diesen Spuren der alten Geschichte sieht man überall in Weißrussland Massengräber, Denkmäler und Überreste von Partisanenlagern in Wäldern – Zeugnisse der Kämpfe während des Großen Vaterländischen Krieges gegen den Faschismus.